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Im Jahr 1975 wurde publik, dass das Rechenzentrum an der neuen Universität Irchel untergebracht werden soll – obschon sich diese zu dem Zeitpunkt noch im Bau befand. Das Rechenzentrum wurde bereits seit 1962 betrieben. Der damalige Professor für Oekonometrie und betriebswirtschaftliche Verfahrensforschung Hans Künzi (1924–2004) hatte die Initiative ergriffen, um das Rechenzentrum zu gründen. Dazu schaffte er den Computer IBM 1620 an, der einen ganzen Raum auszufüllen vermochte. Er befand sich im Uniturm des Hauptgebäudes. Das 1967 aus dem Rechenzentrum entstandene Institut für Operations Research und elektronische Datenverarbeitung führte Aufträge für Forschungsprojekte der UZH, aber auch für die Privatwirtschaft durch. Die Berechnungen reichten von der Erfassung der Verbreitung von Karies über mittelalterliche Notenanalyse bis hin zum Erstellen von Gebührenrechnungen für das Strassenverkehrsamt. Sechs Jahre später wurde das Institut in das uns heute bekannte Institut für Informatik umbenannt.
Das Institut für Informatik betrieb weiterhin das Rechenzentrum für die ganze Universität. Dieses befand sich zuerst an der Sumatrastrasse 30 und danach bis zum Umzug auf den Irchel an der Kurvenstrasse 17. Der Neubau am Irchel schuf auch bessere Platzverhältnisse. Zu Beginn des Wintersemesters 1978/79 nahm das Rechenzentrum seinen Betrieb am Irchel auf.
Ab 1973 gab das Rechenzentrum die Zeitschrift RZU Aktuell heraus. Bis 1999 kamen 103 Ausgaben zusammen. Im Heft wurde über neue Entwicklungen und Anschaffungen informiert, aber auch nützliche Tipps an die Kundschaft weitergegeben. Ebenfalls wurde schon seit der ersten Ausgabe ein Kursangebot publiziert. Anhand der besprochenen Themen lässt sich die spektakuläre Entwicklung im Informatikbereich zumindest teilweise nachvollziehen. In den Jahren 1975–1989 wurden auch die erbrachten Leistungen des Rechenzentrums in der Reihe Der Einsatz des Computersystems publiziert. Schon 1975 wurden mehrere Dutzend Auftragsarbeiten beschrieben. Wie schon fast 15 Jahre zuvor war das Segment der Kundinnen und Kunden heterogen. Sehr detailliert gab die Statistik Auskunft über die Tätigkeiten des Rechenzentrums. So wurden 3653 Betriebsstunden gezählt, davon 117 h und 15 min für «ungeplante Geräteausfälle». Rund 37 h und 40 min waren weiteren Ausfällen «durch Programmfehler und unsachgemässe Eingriffe (Systemprogrammierung, Operating)» zuzuschreiben. Die Auslastung lag bei 70%, in Spitzenzeiten ging sie über 90%. Die Nachfrage nach Verbindungen zum Rechenzentrum wuchs rasch. Bald konnten auch lokale IT-Koordinatoren selbst Operationen durchführen, was anfänglich nur absoluten Spezialisten vorbehalten war.
1981 wurden erstmals lokale Textverarbeitungsmaschinen in diversen Instituten installiert. Diese Entwicklung beschleunigte sich auch durch das Aufkommen des Personal Computers. Die Geräte wurden kleiner, und die Bedienung verlangte für immer mehr Tätigkeiten keine Programmierkenntnisse mehr. 1983 wurden an der Universität erste Bildschirme an ausgewählten Arbeitsplätzen eingeführt. Im Jahresbericht 1982/83 wurden vorhandene Bedenken gleich aus dem Weg geräumt: «Es muss […] keinesfalls befürchtet werden, dass in der Universitätsverwaltung Mitarbeiter tagelang am Bildschirm immer die gleichen Datenarten eingeben müssen». Während die Bedeutung der Informatik generell zunahm, wuchsen auch das Institut für Informatik und die Informatikabteilungen in den Instituten. Zudem entstand im Jahr 1986 auf höchster Führungsebene eine Informatikkommission. Diese konsultierte sich als beratendes Gremium und prüfte Anschaffungsanträge aller Art: vom Hochleistungsrechner bis zu Anwendungen im Bereich der Lehre.
Dem Boom entsprechend stiegen die Kosten. Im Rahmen des universitären Entwicklungsplanes 1990–1995 rechnete die Informatikkommission mit einem Bedarf von rund 100 Millionen Franken. Anstelle von Neuanschaffungen fielen vermehrt auch Kosten für Ersatzgeräte an, da beträchtliche Teile der UZH die Informatikmittel sehr häufig nutzten, und sie aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken waren. Im Verlaufe der 1990er Jahre entwickelte sich die Vernetzung weiter. Stichworte dazu sind unter anderem: Website der UZH, E-Mail Accounts, erste Verbundkataloge für die Bibliotheken, SWITCH-Netzwerk. Mitten in dieser Zeit wurde am Tag der offenen Tür im Rechenzentrum auch ein Film gezeigt, welcher auf die geschilderte Entwicklung einging.
Im Frühjahr 1999 wurde das Rechenzentrum durch die Eingliederung in das Prorektorat Planung auch organisatorisch Teil der zentralen Verwaltung. Neu hiess es Zentrum Informatikdienste (ZI). Dieser Name zeugt davon, wie die Informatikdienstleistungen vielseitig geworden sind. Das Führen eines Rechenzentrums war «nur» noch eine von vielen Aufgaben. Per 1.1.2002 kam es schliesslich zur Fusion der ZI mit der Abteilung Verwaltungsinformatik, die aus der etwa 1982 gegründeten Stabstelle Organisation und EDV hervorging. Dies war der Grundstein für die Zentrale Informatik, wie sie heute existiert. Das Rechenzentrum hingegen heisst heute Datacenter. Nicht überraschend ist es, dass ein heutiges Datacenter einer Universität mit dem IBM 1620 des damaligen Instituts für Operations Research nicht zu vergleichen ist. Heutige Speichersysteme rechnen bereits in Petabyte. Hinzu kommen leistungsfähige Netzwerke, die den Austausch mit Clouds oder eine gemeinsame Nutzung von Hochleistungsrechnern ermöglichen (z.B. Nationales Supercomputing Center in Lugano).
(UAZ) AB.3.123 Dozierendendossier Hans Paul Künzi
(UAZ) E.17.4 Zentrale Informatik, Infrastruktur
(UAZ) PUB.001.080 RZU Aktuell
(UAZ) PUB.001.087 Institut für Informatik - Rechenzentrum: Der Einsatz des Computersystems
(UAZ) E.17.1.247 Wir haben eine neue Uni – Uni Irchel Zürich (1979)
(UAZ) E.17.1.314: Rechenzentrum Universität Zürich. Tag der offenen Tür 1995
Jung, Joseph: Hans Künzi, Operations Research und Verkehrspolitik. Reihe Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik, Band 109. Zürich 2017.
Ritter, Adrian: Künzis Computer (Rückspiegel). In: UZH Magazin Nr. 1/2018.