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«Wir haben eine neue Uni»

(UAZ) E.5.2.21: Westfassade eines Labortrakts, ca. 1978. Bild: Kantonales Hochbauamt

Die UZH litt anfangs der 1960er Jahre unter akuter Raumnot. In nur elf Jahren hatte sich die Studierendenzahl mehr als verdreifacht, von 2400 (1956) auf 7400 Personen (1967). Da im UZH Zentrum kein räumliches Entwicklungspotenzial bestand, rückte der Irchel als zweiter Standort der UZH in den Fokus. 1962 schlug die naturwissenschaftliche Fakultät vor, einige Institute zur verbesserten Synergienutzung und Kosteneinsparung in einer Aussenstelle zu konzentrieren – nämlich auf dem Strickhofareal am westlichen Rand des Zürichbergs. Der Standortwechsel der Landwirtschaftlichen Schule Strickhof nach Eschlikon-Lindau war die Voraussetzung für die 1971 vom Zürcher Stimmvolk beschlossene Teilverlegung der Universität Zürich. 1973 konnte mit der ersten Bauetappe begonnen werden. Gleichzeitig wurde die Flächennutzung am Standort Zentrum neu evaluiert.

(UAZ) E.5.2.21: Spatenstich auf dem Strickhofareal, 1973. Bild: unipressedienst

Der Irchelbau wurde in vier Bauetappen realisiert, die in den Jahren 1979, 1983, 1993 und 1999 jeweils abgeschlossen waren. Der neue Standort Irchel erwies sich als unentbehrlich, denn die Studierendenzahl stieg bis zur Eröffnung der ersten Gebäude im Jahr 1979 auf 11'000 Personen. Das war das Sechsfache von 1914, als das Hauptgebäude eingeweiht wurde. Mit dem zusätzlichen Standort am Irchel konnten die damaligen Platzbedürfnisse abgedeckt werden. Architekt der Universität Irchel ist Max Ziegler (1921–2012), dessen Projekt aus 88 Einreichungen ausgewählt wurde.

(UAZ) E.17.1.247: «Wir haben eine neue Uni» – Uni Irchel Zürich (1979), Gespräch mit Max Ziegler [Auschnitt]. Copyright: UZH

Das zuvor von der Landwirtschaftlichen Schule Strickhof genutzte Gelände sollte ausserdem als Naherholungsgebiet dienen, was im Detail in der Wettbewerbsausschreibung zum Parkgelände Irchelpark festgelegt wurde. 1978 empfahl die Jury aus den 13 eingereichten Entwürfen das Projekt von Atelier Stern und Partner zur Ausführung. Ihr Projekt sah den Park, ganz im Zeichen des aufkommenden Umweltbewusstseins der 1970er Jahre, als unfertig gebauten Naturraum vor, der sich durch die Naturentwicklung und Nutzung stetig verändern kann. Die naturnahe Gestaltung wurde unterstrichen durch die Verwendung einheimischer Vegetation, als natürliche Fortsetzung des Zürichbergwaldes Richtung Milchbuck. Von 1979 bis 1986 wurde der Irchelpark unter der Bauherrschaft des Kantons Zürich im Detail konzipiert und realisiert.

  • Einweihung Irchel ca. 1983

    (UAZ) E.5.2.21: Eröffnung Gesamtanlage Universität Irchel, 1983. Bild: unbekannt

  • Einweihung Irchel ca. 1983

    (UAZ) E.5.2.21: Eröffnung Gesamtanlage Universität Irchel, 1983. Bild: unbekannt

  • Luftbild Strickhofareal, ca. 1973

    (UAZ) E.5.2.21: Luftbild des Strickhofareals bei Baubeginn, ca. 1973. Bild: Comet Photo

Die Konzeption des Parks stiess jedoch anfänglich auf Widerstand. Parks hatten in den 1960er und 1970er Jahren noch streng geordnet zu sein, mit schattenspendenden Alleen, gepflegten Rasen, schön angeordneten Blumenbeeten, exotischen Ziersträuchern und perfekt geschnittenen Bäumen. Im Quartier wurde der erste Widerstand öffentlich geäussert, als im unteren Teil des Geländes bei der Tram- und Bushaltestelle Milchbuck das Profil für den Erdwall, der als Lärmschutz dienen sollte, ausgesteckt wurde. Der Hügelzug wurde von Anwohnern als «störende Wand» wahrgenommen. Mit einer Reduktion der Wallhöhe um 50 Zentimeter liessen sich die Beschwerden abwenden. Die Gestalter betrieben danach verstärkt Öffentlichkeitsarbeit mit Anwohnerinnen und Anwohnern und Verbänden in den angrenzenden Quartieren, um deren Vorstellungen bei der weiteren Detailkonzeption mit einfliessen zu lassen. Anstelle von Rutschbahnen und weiteren klassischen Spielmöglichkeiten für Kinder wurden eine «Moränen-Burg» und ein «See-Spielplatz» mit Sand und kleinkindgerechten Verstecken aus Findlingen realisiert. Zudem wurden dem See entlang Feuerstellen mit frei verfügbarem Holz erstellt.

Quellen

(UAZ) E.17.1.247 Wir haben eine neue Uni– Uni Irchel Zürich (1979)

Stadtuniversität UZH: Standort Campus Irchel. https://www.stadtuniversitaet.uzh.ch/de/projekt/irchel.html [Stand 23.05.2022].

Stadt Zürich, Tiefbau- und Entsorgungsdepartement, Grün Stadt Zürich: Parkanlagen von A-Z, Irchelpark. https://www.stadt-zuerich.ch/ted/de/index/gsz/natur-erleben/park-und-gruenanlagen/parkanlagen-von-az/irchelpark.html [Stand 23.05.2022].

Schatt, Paul: «Die Neubauten der Universität Zürich-Irchel: die Elemente für die Projektierung». In: Schweizer Ingenieur und Architekt 97 (1979), Heft 27-28. https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pid=sbz-003:1979:97::451#2659 [Stand 23.05.2022].

Ziegler, Max: «Die Neubauten der Universität Zürich-Irchel: Das bauliche Konzept der Gesamtanlage» In: Schweizer Ingenieur und Architekt 97 (1979), Heft 27-28. https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pid=sbz-003:1979:97::452#2661 [Stand 23.05.2022].

Fitzli, Dora: Naturgarten Irchelpark – «ein Missverständnis». In: Magazin unizürich Nr. 1/2001.

«Ergebnis des öffentlichen Projektwettbewerbs für die Parkgestaltung der Universität Zürich-Irchel» (Aus dem Bericht des Preisgerichts). In: Anthos : Zeitschrift für Landschaftsarchitektur Band 17 (1978), Heft 4. https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pid=ant-001:1978:17::352#211 [Stand 23.05.2022].